Osterbrief des Landesbischofs

 

Liebe Schwestern und Brüder,

wenn ich wage, meinen Osterbrief an alle Glieder unserer Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern mit dieser Anrede zu beginnen, dann tue ich das mit umso größerer Überzeugung angesichts der noch nie dagewesenen Umstände, unter denen wir das Osterfest in diesem Jahr feiern. „Christus ist auferstanden!“ – das ist die Botschaft, die wir uns heute wie in jedem Jahr am Osterfest zurufen. In diesem Jahr können wir es nicht, wie es uns vertraut und lieb ist, in den festlichen Ostergottesdiensten in unseren Kirchen tun. Das ist ein großer Schmerz. Aber es ist notwendig, damit wir nicht selbst Risiken an Leib und Leben gerade für Menschen verursachen, die besonders verletzlich sind. Wir würden damit unsere eigene Botschaft konterkarieren.

Von der Osterfreude nimmt das nichts weg – im Gegenteil. Viele machen jetzt die Erfahrung, dass wir auch unter diesen besonderen Umständen Ostern kraftvoll erleben können. Weil wir überall im Land eine Vielfalt kreativer Möglichkeiten der Kommunikation und des Kontakts und auch der gottesdienstlichen Gemeinschaft ohne Ansteckungsrisiko erfahren, die beglückend ist. Aber vor allem, weil die Botschaft von Ostern gerade jetzt solch eine Kraft hat – in einer Situation, in der viele Angst haben oder ihre wirtschaftliche Existenz in Gefahr sehen. Das alles wird nicht weggewischt. Es gibt kein Ostern ohne Karfreitag. Die Osterfreude ist keine Freude, die das Leid, den Schmerz im Leben, einfach einmal für ein paar Tage vergessen lassen soll. Sondern die Osterfreude ist deswegen so tiefgehend, weil sie von Angst, Schmerz und Tod weiß – aber eben auch von ihrer Überwindung.

Mir ist an diesem Osterfest die Geschichte von den beiden Jüngern Jesu besonders wichtig geworden, die nach der Kreuzigung und den verstörenden Nachrichten vom leeren Grab Jerusalem verlassen haben und Richtung Emmaus gegangen sind. So wie wir das heute tun müssen, sind sie nur zu zweit gegangen. Für sie ist alles zusammengebrochen. Wie das Leben jetzt aussieht, nach der Katastrophe, das ist für sie völlig ungewiss. Ob das alte Leben irgendwie wiederkommt? Sie wissen es nicht.

Da taucht plötzlich ein Dritter auf, der die Regel der Kontaktsperre scheinbar nicht kennt, der Fragen stellt und zuhört, bevor er redet. Später werden die beiden sagen, dass ihnen bei seiner Gegenwart „das Herz gebrannt habe“. Sie erkennen Jesus nicht, sehen nicht, wer er ist, aber sie spüren, dass in ihm Gott an ihrer Seite ist. Und dann merken sie: Jesus, der ans Kreuz geschlagen wurde, in die endgültige Kontaktsperre des Todes, lebt und ist bei ihnen.

Dass Sie die Gegenwart des Auferstandenen wie die beiden Jünger an Ostern untereinander spüren, das wünsche ich Ihnen an diesem Osterfest 2020, das wir alle nicht vergessen werden. Vielleicht zünden Sie einfach eine Kerze an und spüren dem nach. Das Osterlicht erinnert uns ganz sinnlich an die Liebe Gottes, die stärker ist als alle Kontaktbeschränkungen zwischen Menschen. Und sie findet Ausdruck in so vielen Zeichen der Liebe, die wir einander jetzt geben.

 

Aus der Krise erstarkt hervorgehen

 

All diese Zeichen der Liebe, die Menschen einander in unserem Land und darüber hinaus jetzt geben, wecken in mir die Zuversicht, dass wir, wenn die Krise überwunden ist nicht schwächer, sondern stärker aus dieser Zeit hervorgehen werden. In Glaube, Liebe und Hoffnung rufen wir einander zu: Christus ist auferstanden!

 

Ihr Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm

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